Tanja Wenz, Autorin bei edition riedenburg

Tanja Wenz, Autorin von „Die kleinen Sterne leuchten immer“

Anenzephalie – Wenn große Teile des Gehirns fehlen, gibt es leider keine wirkliche Überlebenschance. edition riedenburg Autorin Tanja Wenz berichtet in ihrem neuen Buch „Die kleinen Sterne leuchten immer – Briefe einer Sternenkindmutter“ vom Fall einer befreundeten Familie.

edition riedenburg: Kannst du uns sagen, worum es in deinem Buch geht?

Tanja:  In meinem Buch erfahren werdende Eltern während einer Ultraschalluntersuchung, dass ihr ungeborenes Kind an einer Anenzephalie leidet. Es gibt keine Überlebenschancen für ihre Tochter. Die Ärzte raten zu einer Abtreibung. Sie geraten in einen alptraumhaften Strudel aus Schuldgefühlen, Ängsten, tiefer Trauer, Wut und Sorgen. Sie nehmen sich jedoch die Zeit, um für sich und ihre Tochter die richtige Lösung herauszufinden. Die werdenden Eltern entscheiden sich gegen eine Abtreibung und für eine Austragung ihrer Tochter, für das sogenannte Weitertragen. Die Zeit der Schwangerschaft mit ihrem besonderen Kind, die Geburt und danach die Trauer prägen ihr Leben sehr. Doch sie geben nicht auf und finden zurück zu ihrem ganz persönlichen Glück. 

edition riedenburg: Die Familie in „Die kleinen Sterne leuchten immer“ hat anfangs Angst, das schwerstbehinderte Baby zu sehen. War der Anblick dann wirklich so schlimm?

Tanja: Nein, im Gegenteil. Sie sind froh, auch die offene Stelle im Schädeldach gesehen zu haben, da auch diese Fehlbildung zu ihrer Tochter gehört. Wenn sie eine Mütze trug, sah sie wie ein ganz normales Baby aus. Dazu muss ich allerdings sagen, dass die Anenzephalie unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann.

edition riedenburg: Was würdest du Frauen beziehungsweise Eltern raten, die mit der Diagnose „Anenzephalie“ konfrontiert sind?

Tanja: In aller erster Linie, sich zu nichts drängen zu lassen, sondern sich in Ruhe zu informieren. In sich hinein zu hören und dann für sich die richtige Entscheidung zu treffen. Diese Entscheidung muss nur für die werdenden Eltern stimmen, es ist egal, ob jemand anders es gut oder schlecht findet. Die werdenden Eltern sind, egal wie sie sich entscheiden, nur für sich und das Kind verantwortlich und müssen sich nicht für ihre Entscheidung rechtfertigen.

edition riedenburg: Kann man nach so einem traurigen Erlebnis überhaupt wieder unbeschwert schwanger sein beziehungsweise wie gestaltet sich die Situation in deinem Buch?Die kleinen Sterne leuchten immer - Briefe einer Sternenkindmutter (Cover)

Tanja: Schwanger kann man wieder werden, aber nicht mehr unbeschwert. Das Vertrauen in die natürlichen Abläufe der Schwangerschaft ist schwer erschüttert worden, und dieses Vertrauen ist nicht einfach so bei einer erneuten Schwangerschaft wieder vorhanden. Bei den umfangreichen Recherchen zu meinem Buch kam ganz deutlich zu Tage, dass es oftmals sehr lange dauert, bis dieses Vertrauen wieder aufgebaut ist. In „Die kleinen Sterne leuchten immer“ wird die neue Schwangerschaft relativ schnell wieder von der Mutter angestrebt. Doch sie merkt nach einer Zeit, dass es ihr nur um ihre Trauerbewältigung geht und dass sie noch gar nicht wirklich bereit ist  für ein neues Kind. Sie erkennt, dass sie zu allererst mit ihrer Trauer anders umgehen und dann versuchen sollte, den einschneidenden Verlust zu verarbeiten, bevor sie offenen Herzens bereit ist für eine neue Schwangerschaft, für ein neues Kind. 

edition riedenburg: Wie ist es für die eventuell vorhandenen Geschwister, wie erleben sie so einen Verlust?

Tanja: Das kommt ganz darauf an, wie alt die Geschwisterkinder sind. In meinem Buch gibt es schon einen kleinen Bruder. Dieser wird sehr mit in die Schwangerschaft eingebunden und erlebt seine Schwester während ihrer kurzen Lebenszeit auch zu Hause. Er ist noch so klein, dass er nicht auf ihren anders geformten Kopf reagiert, er nimmt sie so, wie sie ist, und hat sie offensichtlich lieb. Da die Eltern ihm viel erklären und so auch den Abschied von seiner kleinen Schwester vorbereiten, erlebt er vor allem die tiefe Liebe, mit der seine Schwester willkommen geheißen wurde. Dieselbe Liebe, die auch er im täglichen Leben erfährt. Die Trauerphase bekommt er natürlich auch mit, doch er erlebt sie in meinem Buch nicht traumatisch. Seine Schwester erhält zudem einen Platz in der Familie, auch wenn sie nicht mehr am täglichen Leben teilnehmen kann, ist sie trotzdem seine kleine Sternenschwester.

edition riedenburg: Herzlichen Dank, Tanja!

 

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„Die kleinen Sterne leuchten immer – Briefe einer Sternenkindmutter“ ist ab sofort bei der edition riedenburg und im gesamten deutschsprachigen Buchhandel erhältlich.

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