Der Fischer und das fremde Wasser – Fliegenfischer-Epos zwischen Alaska, Österreich und Asien

Eine Liebeserklärung an die Federkraft der Rute und unseren Planeten

Autor: Gottlieb Eder

Erscheinungstermin: Dezember 2021
Umfang: 252 Seiten
Format: 15,5 x 22 cm
Ausstattung: Paperback
ISBN: 978-3-99082-076-6

€ 19,90 inkl. USt.

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ISBN eBook: 978-3-99082-077-3

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„Kein Rentier ist so blöde, in dieser gottlosen Weite und Öde als vierbeiniger Blutspender umherzulaufen. Nur wir abenteuersüchtigen Taimenfischer, samt russischer Begleitagentur, schlagen uns durch die Insektenschwärme.“ (Gottlieb Eders Erkenntnis am Polarkreis)

Unendliche Weiten zwischen den Kulturen, unbändige Kraft der Schöpfung am Haken. Die Sehnsucht nach gewaltigen Flusslandschaften lockt uns in unbekanntes Terrain. Nur hier können wir sie finden, die wahre Freiheit des Fliegenfischens. Irgendwo zwischen Ninilchik, verwilderten Alpen und mongolischem Wasser werfen wir den Köder aus. Geplagt von sibirischen Pferdebremsen, deren einziges Ziel unser warmes Blut ist. Ermahnt von brechenden Dämmen und dem Rückzug angetauter Gletscher, die den unaufhaltsamen Temperaturanstieg unseres Planeten zur bitteren Gewissheit machen. Umzingelt von gefährlichen Bären, deren bloßer Prankenhieb tödlich sein kann. Trotz aller Gefahren und Entbehrungen sind wir auf der Jagd nach den urgewaltigsten Fischen zwischen Alaska, Österreich und Asien. Bereit für den Fang unseres Lebens.

Ein packendes Fliegenfischer-Epos zwischen Alaska, Österreich und Asien.

Inhalt

VORWORT … 6

ALASKA … 9

NINILCHIK – Geheimtipp für Fischer und Muschelsammler … 16
HOPE – Buckellachse locken Fleischfischer … 24
CHINOOKS – Kampfstarke Riesen … 32
PRALLHANG – Gefährlicher Übermut … 41
BÄRENSPUREN – Pelzige Botschaften … 48
MATERIALSCHWUND – Die Rache der Rotlachse … 56
VALDEZ – Wehrhafte Knutschnasen … 63
HUNDSLACHSE – Restwasser und Öl … 69
BELUGA LAKE – Silbrige Sternstunden … 76
LACHSFARM – Schweinerei mit dem Fisch … 85
JAGDFIEBER – Gefinkelte Methoden … 89
BUSCHFLUG – Verrückte Mutprobe … 96

ÖSTERREICH … 105

ÄSCHENPROJEKT – Fahnenträger im Aufmarsch … 110
RAUBBAU – Gier nach Fisch … 119
CATFISH – Eine schuppige Stinkbombe … 124
„GEBIRGSBARSCHE“ – Tödliches Spülkonzept … 132
LEBENSELEMENT – Sorgloser Umgang … 140
URFORELLE – Ein genetischer Schatz … 145
SCHNEEFORELLE – Arktische Verhältnisse … 152
EISFISCHEN – Harte Typen … 159

ASIEN … 169

FLUGVERKEHR – Wahnsinn am Polarkreis … 176
TAIMENPIRSCH – Frühsport im Nordlicht … 185
JAKUTISCHE REISE – Verkorkste Flussfahrt … 193
FRAUENLEID – Schlechte Nachrichten … 208
SAISSANSEE – Seeraben … 212
TRAUMSCHIFF – Nötigung … 218
PFERDETRECKING – Schmerzhafte Erfahrung … 223
MONGOLISCHES WASSER – Ein gefährlicher Spaß … 230
GELBSCHWANZÄSCHEN – Fliegenfischers Traum … 236
IMODIUM – Pfiffige Idee … 243

LITERATURLISTE … 251

Vorwort

Lachse besitzen eine innere Uhr. Ihre Rückkehr aus den Weiten des Meeres in das Brackwasser ist meist höchst verlässlich. In Wellen steigen die Wanderfische, je nach Art und Flusssystem, zu ihren eigenen Geburtsplätzen auf.

Meine erste abenteuerliche Flussbefahrung und der Zielfisch Silberlachs entwickelten sich jedoch zum Reinfall. Der „Coho Salmon“, wie die Einheimischen diesen Fisch respektvoll bezeichnen, machte sich rar in der „Susitna-Drainage“. Buschpiloten, Lodgebesitzer und einheimische Guides rätselten über die erhebliche Verschiebung der sogenannten Runs: Der geringe Schneefall des letzten Jahres und die spärlichen Niederschläge seien Schuld, meinten sie überzeugend. Kein Mensch nahm seinerzeit das Wort „Klimaveränderung“ in den Mund.

Jahrzehnte später wundern sich gar die Glaziologen. Weltweit ziehen sich die Gletscher zurück und der Masseverlust des „ewigen“ Eises ist bereits bedrohlich. Es ist gar von „galoppierenden“ Gletschern die Rede. Schneller als Nacktschnecken kriechen, gleiten manche steile Hanggletscher täglich mehr als zehn Meter talwärts.

Dem Symboltier Eisbär schmilzt buchstäblich sein Lebensraum unter den Pranken weg. Er ist ein ausgezeichneter Schwimmer. Trotzdem ist er nicht in der Lage, seine Beute – nämlich Robben oder Fische – im Wasser zu schlagen.

Die Probleme der Inuitkultur und der tierischen Polarbewohner kümmern die großen Konzerne keinen Deut. Ihre Gier richtet sich nun auf die leicht zugänglichen Rohstoffe und Lagerstätten der Region. Der Rückzug des Eispanzers in der Arktis löst geradezu einen Wettkampf aus. Die geopolitischen Spannungen verstärken sich.

Auch die Alpenregion ist keine Insel der Seligen mehr: Der Kitt zwischen den Gesteinen, der Permafrost, verliert nämlich an Bindungskraft. Mächtige Felsbrocken und Geröll folgen der Schwerkraft. Lokale Gewitterzellen und tagelanger Starkregen lösen Steinschlag und Muren aus. Die Flut reißt alles mit, was sich ihr in den Weg stellt. Verklausungen lassen die Wassermassen über die Ufer treten. Wertvoller Siedlungsraum wird verwüstet und der Schaden an Leib und Gut ist enorm.

Gegen sintflutartige Überschwemmungen sind wir Menschen machtlos. Längst halten sich die angeblichen 100-jährlichen Hochwasser nicht mehr an ihren Namen. Golfball große Hagelgeschoße zerstören innerhalb weniger Minuten die gepflegten Kulturen. Ein paar Bergrücken weiter sackt durch eine Hitzewelle gar der Grundwasserspiegel bedrohlich ab. Der niedrige Pegelstand von Bächen und Flüssen, sowie die geringe Sauerstoffsättigung des Wassers verlangen ein Aussetzen der Fischerei. Der zusätzliche Stress würde viele Flossenträger das Leben kosten.

Dürreperioden in afrikanischen Staaten und anderswo vernichten die Ernte. Verwüstet ist das Land. Das Vieh verdurstet. Kinder, Kranke und die Alten, die schwächsten Glieder der Gesellschaft, verhungern qualvoll auf Raten. Wanderheuschrecken fressen das letzte Grün.

Millionen Menschen, die an den Küsten leben und vor dem ansteigenden Meeresspiegel oder wiederkehrenden Tornados flüchten müssen, sind auch Leidtragende der hausgemachten Erderwärmung. Wirbelstürme fressen eine regelrechte Schneise in die Landschaft. Zurück bleiben Tod, Seuchen und Zerstörung. Konflikte um Süßwasser und Land sind die Folge. Nicht umkehrbar ist diese Migration.

Der Rückzug des Permafrostbodens in der waldreichen Taiga birgt neue Gefahren. Gewaltige Mengen an brennbarem Methan werden frei. Knapp unter der Erdoberfläche angesammelte Gasblasen entzünden sich schlagartig durch einen Blitzschlag. Der Wald brennt. Auf diese Weise wird das Rad der Erderwärmung weiter beschleunigt.

Doch nicht nur in den von der Sommerhitze geplagten Ländern brennt es lichterloh. Auch in unseren gemäßigten Breiten sind Waldbrände keine Seltenheit mehr. Die Löscharbeiten in schwierigem Gelände sind teils undurchführbar.

Was nützen die Versprechungen auf den Weltklimakonferenzen, wenn die Regierungen weiterhin, auf Teufel komm raus, auf die fossilen Energieträger setzen. Unvermindert hält der Raubbau von Kohle, Erdgas und Öl an. Stetig steigt die Konzentration von Kohlendioxid, dem gefährlichsten Treibhausgas, auf neue Höchstwerte. Die Temperaturerhöhung unter zwei Grad Celsius zu halten, bleibt vermutlich ein Wunschdenken.

Was dann? Wohin dann mit Alaska?

Dieses Buch beinhaltet meine wichtigsten elementaren Naturerfahrungen. Mit ihnen traten bereits vor vielen Jahren einschneidende Beobachtungen diverser klimatischer Veränderungen zutage.

Doch nicht allein über diese berichte ich in „Der Fischer und das fremde Wasser“. Sondern vielmehr über die Ehrfurcht vor unserer großartigen Natur und allem, was sich im Wasser und an Land tummelt.

Den Daheimgebliebenen möchte ich somit Einblicke in fremde Gebiete ermöglichen. Und allen echten Weltreisenden die Möglichkeit, sich mit meinen abenteuerlichen Erlebnissen in der Fremde zu messen.

Gottlieb Eder

Leseprobe

„Ich habe einen! Das Vieh reißt mir das Leihzeug kaputt. Hilfe, so helft mir doch!“

Tom ist kein Fischer. Er ist ein leidenschaftlicher Niederwildjäger und Heger seines bayrischen Reviers. Mehr Wert ist ihm die Pirsch als der geile Schuss. Als Anfänger des nassen Weidwerkes braucht er unsere Hilfsbereitschaft und Ratschläge. Immer wieder kämpft er mit der Technik der Rollenfunktion. Statt den schweren Blinker in das Zielgebiet des Schwarmes zu werfen, fliegt uns das scharfe Eisen förmlich um die Ohren. Abgelenkt von den springenden Silberpfeilen, vergisst er immer wieder auf das Öffnen des Schnurfangbügels oder verstrickt sich heillos im Gewirr der geschlagenen Perücken.

Mit schwindender Geduld ertragen wir die vielfältigen Pannen seiner Lernphase. Knoten entwirren, Leine kappen, Wirbel und Blinker anbinden sowie Lachse bändigen, das stiehlt in gewisser Hinsicht eigene Fischerzeit. Geradezu mit der Präzision eines Scharfschützen trifft er in unregelmäßigen Abständen die einzige abgesoffene Baumleiche und hängt bombenfest. Einem Eisberg gleich ragt ein dicker Ast als Warnung aus dem Wasser und die Ausdehnung unter der Oberfläche lässt sich nur auf Grund der zahlreichen Treffer vermuten.

Von dem Hochgefühl seines Fangrausches getrieben, versenkt Tom ungeniert beinahe den halben Bestand seiner Spinnködersammlung. Es versteht sich von selbst, dass die Nachbarschaftshilfe jenen trifft, der am nächsten in Toms Arbeitsfeld verweilt.

Im Laufe der unterhaltsamen Fischerei vergrößern sich die Abstände zum blutigen Anfänger. Zunehmend muss er sich selbst mit den hausgemachten Problemen auseinandersetzen. Und nun hat der Glückspilz tatsächlich den ersten Silberlachs am Haken! Rücksichtslos schleift er den Fisch über den Kieselstreifen des flachen Ufers. Unbekümmert, wie halt so Neueinsteiger sind, macht er sich nicht die geringsten Sorgen.

Walter eilt im Sturmschritt zur abgelegten Filmkamera, um die Heldentat des glücklichen Mannes für die Nachwelt festzuhalten. In der Zwischenzeit suche ich mir aus dem vorbereiteten Feuerholzhaufen einen handlichen Schwemmholzknüppel, um den Leidenskampf des Silvers noch vor dem Ausdrehen des Hakens zu beenden. An Ort und Stelle bleibt der Totschläger später liegen, denn auch wir wollen das Fanglimit von drei Stück pro Lizenznehmer nützen.

„Hi, hi, hiiii!“, schreit Tom vor Vergnügen wie ein Verrückter. „Ist das ein Königslachs?“, meint er, von der Größe völlig überrascht, im urigen Dialekt.

„Fahre mit den Fingern hinter den Kiemendeckel und halte ihn hoch!“, gibt Walter die Regieanweisung, um beide in das rechte Licht der Schmalfilmkamera zu rücken. Kläglich scheitert der erste Versuch durch die lebhafte Gegenwehr des Fisches.

Um uns sein Petri Heil eindrücklich zu beweisen, reißt er das Schuppenwild – immer noch steckt der Bogen eines Drillings im Zahnfleisch des Tieres – mit einem Urschrei auf Augenhöhe. Nicht gefallen lässt sich der lebendige Fisch die Misshandlung. Er krümmt seinen kräftigen Schwanz in Notwehr. Im Reflex lässt der Bändiger das Tier respektlos fallen und schimpft das Opfer:

„Kruzifix, der beißt!“, schreit Tom vor Schreck und resigniert nach dem dritten Versuch mit folgenden Worten: „Leck mich am Arsch!“

[…]

Mit großer Mühe schleife ich das Boot über die grobe Schotterbank am Fluss, um eine bequeme Unterlage für mein Kreuz zu finden. Bedacht auf geringste Lärmentwicklung, wechsle ich meine Habseligkeiten vom ersten Schlauchbootstock zur ebenen Erde und liege nun unter dem ungewöhnlichen Regenschutz. Die Umsiedlungsaktion hat meine Lebensgeister wieder wachgerüttelt und die Arbeit der Ausscheidungsorgane angekurbelt. Neuerlich stemme ich einen Bootswulst hoch, um mich unedel unter dem Hindernis ins Freie zu wälzen. Kaum habe ich meine Notdurft außerhalb der Trampelpfade verrichtet, tappe ich in der Finsternis zurück zu meinem Hausboot. Plötzlich fährt mir der Schrecken tief ins Knochenmark.

„Ein Bär!“, schreit Tom aufgeregt und steht mit der Pumpgun im Anschlag vor seinem Zelt. Direkt auf mich gerichtet ist der Lauf. Schemenhaft ist die Bewegung des Scharfschützen. In meiner Angst überschlägt sich schier meine Stimme:

„Spinnst du, ich bin kein Schwarzer!“

Heftig fuchtle ich mit beiden Armen in der Luft und beende schließlich den Fehlalarm. Genug Treiber hat anstelle von Wildsauen ein unüberlegter Schuss verletzt oder gar getötet. Beim Silberlachsfischen in Alaska möchte ich nicht durch die Kugel eines Greenhorns sterben.

BUSCHFLUG – Verrückte Mutprobe

Die plötzliche Veränderung des Lichteinfalles in dem ohnehin dunklen Laderaum der Transportmaschine überrascht mich. Ich löse mich vom Adlerblick auf mein Traumland Alaska und schaue zum Cockpit.

„He, was soll der Wahnsinn“, denke ich halblaut und schüttle ungläubig meinen Kopf. Umständlich tauschen der Pilot und Franz die spartanisch engen Sitze. Bei der Kraxelei kommt den beiden Männern ihr schlaksiger Körperbau zugute.

Vielleicht quält den Buschpiloten eine spontane Übelkeit, ein Kreislaufkollaps oder gar eine gefährliche Herzattacke, reime ich mir als Erklärung zusammen. Notwendig scheint sicher der Wechsel, um ein Unglück zu vermeiden. Gerne verzichte ich auf eine schicksalhafte Bruchlandung.

Als ob Franz meine besorgten Gedanken lesen könnte, richtet er das wackelnde Flugzeug wieder auf Kurs, schiebt sich einen Kopfhörer vom Ohr und erklärt mir ohne Panik:

„Ich bin in Ausbildung. Mache gerade den Pilotenschein. Jede Übungsflugstunde ist bares Geld wert. Keine Sorge, wir werden das Kind schon schaukeln. Der Chef übernimmt vor der Landung am Lake Hood wieder den Knüppel.“

Dem flüchtigen Blickkontakt zwischen den beiden Herren messe ich vorerst keine Bedeutung zu. Hin und wieder dreht der Lizenzpilot völlig entspannt seinen Kopf in meine Richtung und schreit gegen den Motorlärm „Blacky“ oder „Moos“. Gleichzeitig weist er mit der Hand zum erspähten Tier. Je nach Entfernung des Wildes deutet er mit dem gekrümmten Zeigefinger direkt unter den Rumpf oder im flachen Winkel zum Seitenfenster hinaus. Die Hektik seiner Fingerzeichen ist mir ein Maßstab für meine verbleibende Suchzeit.

Der Buschpilot weiß um meine Leidenschaft für Luftaufnahmen. Erleichtern will er mir einfach das Aufspüren der Wildtiere. Er kennt die Plätze und Wanderwege. Ehe sie aus dem begrenzten Blickwinkel huschen, soll ich sie mit der Kamera einfangen. Die Draufsicht auf einen Elchbullen, der bis zum Widerrist im Sumpf steht und sich die Köstlichkeiten der gelben Teichrosen oder anderer Wasserpflanzen schmecken lässt, vermittelt zunächst eher den Eindruck einer Holzleiche. Erst wenn die Schaufeln sich bewegen, entpuppen sich die scheinbaren Äste zum Geweih. Flüchtet gar das Tier, aufgescheucht vom Dröhnen über dem Kopf, in den Schutz der spärlich stehenden Bäume, dann gibt es keine Zweifel mehr. Nur aus dem fliegenden Pirschstand heraus offenbaren sich die Vielfalt der Landschaft und der Reichtum des Wildbestandes des faszinierenden Landes.

Dünn ist das Straßennetz in der Weite Alaskas. Nur die Buschflieger, ob mit Schwimmkörper, Rädern oder Kufen unter dem Rumpf, verbinden die Menschen in den entlegenen Siedlungen. Längst vorbei sind die Kinderkrankheiten der Fliegerei. Selten sind Ermüdungsbrüche des Materials oder der totale Motorausfall die Auslöser für einen Absturz mit schrecklichen Folgen. Meistens ist der Mensch die Fehlerquelle im System. Flugkarten und Funkverbindung sind für Jungspunde eine gewaltige Hilfe.

Aber wahre Alaska-Flieger nutzen das Netz der wichtigen Flüsse zur Orientierung. Sie kennen den Verlauf und die wasserreichen Zubringer. Bei schlechter Sicht huschen sie im Tiefflug über die Wasserstraßen. Zur Sicherheit gilt auch hier der Rechtsverkehr. Versuchen wilde Draufgänger, sich gegen einen Wettersturz und Nebeleinfall zu beweisen, dann scheitert häufig das Unterfangen. Erfahrende Buschflieger, mit einem Notfallrucksack (Lebensmittel, Feuer, Gewehr und andere wichtige Dinge) ausgestattet und dem Mut zu einer Zwischenlandung, unterscheiden sich wesentlich von den riskanten Bruchpiloten. Noch ist kein Flugzeug je am Himmel geblieben, behaupten mit physikalischem Scharfsinn coole Typen. Letzten Endes kommt es aber nie auf die Stunden in der Luft, sondern auf den Stil der Landung an.

Weder schlechte Sicht noch die Gefahr eines aufziehenden Gewitters rütteln am Flugzeug. Weit weg erhebt sich auf der rechten Seite der sanfte Rücken des Mount Susitna. Aus der Flussniederung heraus erobert der ausgedehnte Waldbestand die Flanken des Berges. Mit seinen lächerlichen 4.396 Fuß stellt er nicht das geringste Flughindernis dar. Außer, das bucklige Massiv versteckt sich hinter einer dichten Wolkendecke.

Satt schnurrt der kräftige Sternmotor. Die Eintönigkeit des Geräusches lullt mich wieder ein. Zufrieden mustere ich die vorbeiziehende Landschaft unter der Tragfläche. Eine Augenweide ist die herbstliche Palette der Farben. Jeder Teich zeigt sein eigenes Gesicht. Einem Spiegel gleicht blitzt das Licht. Wildwechsel vernetzen als deutliche Linien die Lebensräume. Die Trampelpfade zeichnen geradezu Muster in die Vegetation.

Unerwartet verändert sich das Motorengeräusch. Gleichmäßig schwillt die Frequenz an. Lauter wird der Fluglärm und das Vibrieren überträgt sich auf den Rumpf. Dem Resonanzkasten einer Bassgeige gleich, schwingt der Boden unter meinen Füßen. Mein Fenster zittert. Ehe ich in meiner Besorgnis eine Frage stellen kann, zieht Franz den Steuerknüppel zügig an seinen Waschbrettbauch heran. Wie bei einer Flugschau frisst sich die Propellermaschine im steilen Winkel in den spärlich bewölkten Himmel. Mit Spanngurten und einem Netz sind die nicht benötigten Bodendielen und die schweren Fleischportionen der zerwirkten Elchkuh im Frachtraum gefesselt. Trotzdem rutschen sie auf Grund der Schwerkraft leicht in Richtung Heck. Mein seitlich angebrachter Klappsessel mit dem abgewetzten Gurt vermittelt mir absolut keine Sicherheit mehr. Krampfhaft halte ich mich fest, um nicht von der Sitzfläche zu rutschen. Erfolgreich spreize ich mich mit meinem gestreckten „Heckbein“ gegen die auftretenden Kräfte.

Keine gewöhnliche Maschine kann das Manöver eines extremen Steigfluges ohne Geschwindigkeitsverlust schaffen. Allmählich hängt sich die Masse an wie der berühmte Mühlstein um den Hals. Reißt gar die Luftströmung ab, dann braucht es einen Piloten mit eiskalten Nerven und reichlich Routine, um einen Absturz zu vermeiden. Trudeln kommt vor dem Aufschlag. Stärker ist die Anziehungskraft der Erde als ein ganzer Schwarm von hilfsbereiten Schutzengeln mit ihren Flügelchen.

Erst als das Flugzeug gefühlsmäßig einige hundert Höhenmeter gewonnen hat, wird die kleine Welt im Bauch der Maschine wieder kurz waagrecht. Erleichtert presse ich Luft zwischen meinen geschlossenen Lippen aus. Leider währt mein Durchschnaufen nur wenige Wimpernschläge lang. Am Scheitelpunkt kippt das Lufttaxi mit der Nase voraus in den Sturzflug. Neuerlich schiebt sich das Ladegut in die andere Richtung. Ich fühle meinen Mageninhalt zur Kehle hochsteigen. Zum Kotzen ist mir. Kein Ende nimmt der fast freie Fall. Mit Schrecken gewahre ich, wie schnell sich die Tümpel zu Teichen vergrößern. Rasend schnell fliegt mir die Erde entgegen. Kaum Zeit bleiben mehr für Abschiedsgedanken an die Familie und ein Stoßgebet, dann stecken wir mit dem Bug metertief in dem weitläufigen Sumpf. Oder wir streifen die Wipfel des lichten Baumbestandes. Ehe uns die abgerissene Tragfläche noch in eine Kurve reißt, sind Kopf und Kragen verloren.

Fern der Heimat kostet mir die Mutprobe des verrückten Typen das Leben. Teuer kommt dem anatomischen Institut der Universität Innsbruck die Überstellung meiner Leiche. Vielleicht fängt nach dem Zerschellen das Kerosin gar Feuer und das Sezieren zahlt sich nicht mehr aus. Welcher angehende Mediziner schnippelt schon gerne an verkohlten Unfallopfern herum. Nicht abschütteln kann ich die Horrorszenen im Kopfkino. Lähmend wirken die ausgeschütteten Hormone auf meinen Körper.

***

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Gottlieb Eder

Gottlieb Eder ist im Sternzeichen des Schützen geboren. Sein Fernweh liegt somit in den Sternen. Schwimmen, Tauchen, Raften und Fliegenfischen zählen zu seinen Steckenpferden. Im und am Gottlieb Eder, Autor bei edition riedenburgWasser fühlt er sich wohl wie ein Fisch. Gottlieb Eder hat landwirtschaftliche Wurzeln und sein Lebensmittelpunkt ist der Pinzgau. Dennoch zieht es ihn immer wieder in die Ferne. Besonders naturbelassene Flüsse oder weitläufige Landschaften, wie sie in der Mongolei zu finden sind, haben es ihm angetan.

 

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