Autorin: Hebamme Anna-Maria Held
Erscheinungstermin: Februar 2016
Umfang: 108 Seiten
Format: 15,5 x 22 cm
Ausstattung: Paperback
ISBN: 978-3-903085-25-1
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ISBN eBook: 978-3-903085-26-8
€ 7,99 inkl. USt.
Wie die Hebamme ihren Tag verbringt, das weiß kein Mensch genau. Die Schwangeren und Wöchnerinnen sehen sie ja immer nur für eine halbe Stunde oder so. Und da kommt die Hebamme gerade von irgendwoher und fährt nach dem Hausbesuch auch wieder irgendwohin.
Aber woher kommt sie? Und wohin ist sie unterwegs? Und überhaupt: Sind Hebammen wirklich so ökodynamisch und selbstgestrickt, wie immer behauptet wird?
Hebamme Anna-Maria nimmt uns mit auf die Reise in ihren persönlichen Backstage-Bereich. Stricken kann sie übrigens überhaupt nicht.
Welchen Klischees sie also weiterhin nicht gerecht wird und welchen vielleicht doch, erzählt sie uns brühwarm aus erster Hand. Wenn sie nicht gerade im Handballtor herumtobt.
Inhalt
Damals … 6
Hebamme Backstage … 9
Mutter Teresa und das Scheunentor … 10
Erstmal einen fetten Cocktail trinken … 12
Interview mit einem Hebammen-Freund … 15
Die Würfel am Spiegel des Lebens … 16
Hebamme goes shopping … 17
Fashion Morning … 19
Die Stillabraterin … 21
Interview mit einer Hebammen-Tochter … 25
Echte Sorgen … 26
Interview mit einer Hebammen-Freundin … 28
Sport … 29
Parkett in Gefahr … 30
Viele Worte – keine Worte … 31
Die Hebamme in der Arztpraxis … 33
Smartphone – eine einzige Provokation … 40
Unaushaltbar tolerant … 41
The next generation – und deren Lebenstipps … 42
Das Problem mit dem Sterben … 47
Interview mit einem Hebammen-Ehemann … 50
Die Hebamme und ihr Ehemann … 50
Der Funktionstest … 54
Wenn Hebammen entbinden … 56
Der Blick auf die andere Seite … 76
Interview mit einem Hebammen-Sohn … 79
Die Hebamme in der Schule … 79
Sauber … 85
Ein Tag mit einer Hebamme … 87
Zum Schluss … 104
Die Hebamme und ihr Ehemann
Hebammen sind oft Singles, weil die immer machen, was sie wollen. Sagt man ja oft.
Und deshalb haben die Hebammen, die nicht Single sind, einen Partner, der schon fast eine phlegmatische Geduld an den Tag legen muss. Meint man ja so.
Als ich bei Lennert mit der Idee, Hebamme werden zu wollen, um die Ecke kam, war seine erste Reaktion:
„Das ist so typisch. Kaum läuft‘s hier mal geregelt, kommst du wieder mit irgendeiner neuen Sache und machst alles kompliziert.“
Da hatte er nicht ganz unrecht. Aber wenn ich doch so dringend Hebamme werden wollte? Da konnte ich ja nun auch nichts für.
Wir überlegten uns das gemeinsam sehr gut und sehr genau, denn halb so viel Einkommen wie vorher und vor allem halb so viel Zeit für die Familie wie vorher … Das war schon keine Entscheidung wie: Ziehe ich heute die Sneakers oder die Pumps an?
Den nächsten Beinaheherzinfarkt verpasste ich meinem absoluten Sicherheitsfanatiker dann, als ich aus der Anstellung in der Klinik in die komplette Freiberuflichkeit gewechselt bin. So richtig planbar war ab da nichts mehr, und schon mal gar nicht das Einkommen.
Ich war trotz meiner beruflichen Selbstverwirklichung natürlich auch in keinster Weise bereit dazu, mich sportlich einzuschränken. Wozu auch? Nein, es kamen weitere Trainingstage hinzu. Mit über 30 muss man auch einfach echt gucken, dass man fit bleibt. Und halbwegs anguckbar.
Es gibt viele Abende, an denen ich mich folgendermaßen aus der Haustür hinausfliegend von meiner Familie verabschiede:
„Tschüß! Ich muss noch zwei Hausbesuche machen. Wird spät!“
Oder: „Tschüß! Ich fahr zum Handballtraining. Und danach fahr ich noch kurz Sergej akupunktieren. Wird sauspät!“
Mit Sergej quatscht es sich aber einfach auch immer zu gut.
Oder: „Tschüß! Ich fahr jetzt zum Kurs! Voll wichtiges Thema heute. Da überziehe ich bestimmt. Wird spät!“
Oder: „Tschüß! Ich bin mit Christiane in der Cocktail-Happy-Hour! So spät wird’s nicht! Ich mach dann hier aber nichts mehr.“ Ich vertrag ja nichts.
Also ich weiß manchmal nicht, wie das mit Lennert so ist. Warum lässt der sich meine Willkür so gefallen? Ist es Liebe? Ist es Resignation?
Das schrecklich viele Geld, das ich als Hebamme verdiene, kann‘s jedenfalls schon mal nicht sein.
[…]Bei den ganzen Terminen und Verpflichtungen, die ich so habe, verliert Lennert öfter mal den Überblick. Und obwohl ich seit Jahr und Tag Freitag abends einen Geburtsvorbereitungskurs habe, fragt Lennert fast jede Woche, kurz bevor es losgeht:„Heute Abend stand nichts an bei dir, oder?“
„Doch. Heute ist ja Freitag. Da hab ich immer Kurs.“
„Echt? Ach so. Ja.“
Es ist wirklich fast jede Woche das Gleiche.
Nächstes Jahr wird mein Kurs an einem anderen Tag stattfinden, weil freitags immer Cocktail-Happy-Hour ist und ich bisher nur in den Ferien hin konnte. So geht lösungsorientiert. Lennert wird dann überhaupt GAR nicht mehr klarkommen. Ich freu mich schon drauf. Meine Güte, klingt das versoffen.
Seine komplette Verwirrung wurde mir kürzlich klar, als ich vom Friseur nach Hause kam.
„Mach nicht zu blond, Angel“, hatte ich meine Friseurin gebeten. „Lennert macht sonst Theater.“
„Ach Bella, keine Sorge, ich finde, das kann aber ruhig ein bisschen blonder werden. So schlimm ist‘s noch nicht!“
„Du machst das schon, Angel, du bist hier der Boss“, sagte ich. Und fürchtete mich bereits.
Als Angel dann die Blondierung ausgewaschen und mein Haar trocken geföhnt hatte, war ich mir sicher, Lennert für diese blonde Katastrophe eine Sexflat schenken zu müssen, damit er nicht völlig ausrasten würde. Und ob ihn die besänftigen könnte, da war ich mir nicht so sicher.
„Und? Wie findste?“, fragte ich ihn zu Hause dann todesmutig.
„Ist wieder dunkler geworden, oder? Sieht gut aus!“
Interview mit einer Hebammen-Freundin
Janine, du weißt ja. Neues Buch und so. Hebamme backstage. Die hat ja auch Freundinnen. Wie findest du das, mit einer Hebamme befreundet zu sein?
Wunderbar. Mit einer Hebamme befreundet zu sein, ist ein bisschen, wie von Wasser besoffen zu werden. Man weiß nie, was als Nächstes kommt. Man sollte auf jeden Fall eine ordentliche Portion Spontaneität mitbringen und sich auch auf die eine oder andere Verspätung oder vergessene Sache einstellen. Hat natürlich mit dem hohen Stresslevel zu tun … Aber das Gute ist, man muss sich eigentlich nicht mehr um seine eigene Gesundheit kümmern. Das wird dann schon übernommen und blöde Ess- bzw. Trinkgewohnheiten werden verbannt. Das wiederum kann man positiv als auch negativ sehen.
Arztbesuche kann man sich zum Glück auch meistens sparen, es gibt immer ein paar homöopathische Mittelchen oder sehr ekelhafte Tees, die helfen. Die richtige Diagnose bekommt man sowieso noch vor dem Arztbesuch, also wozu der Stress? Im Großen und Ganzen ist es also eine coole Sache, mit einer solch lebensbejahenden und fröhlichen Person befreundet zu sein, und ich bin dankbar dafür.
Danke Janine. Und denk dran: Keine Cola mehr. Ist schlecht für dich. Mir könntest du aber mal eben eine geben. Ich hab ja nichts.
Anna-Maria Held
Anna-Maria Held wurde 1980 geboren. Sie arbeitet als freiberufliche Hebamme und wohnt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Norddeutschland. Bereits in ihrem Buch „Die Hebammenschülerin“ gewährte sie tiefe Einblicke in den Kreißsaal-Alltag und ließ auch andere an Presswehen, Stillbrüsten und Co teilhaben. „Der ganz normale Hebammenwahnsinn“ ist die logische Fortsetzung alles bisher Dagewesenen und zeigt schonungslos offen, dass Hebammen als Universalgenie aus unserer heutigen Gesellschaft einfach nicht mehr wegzudenken sind. Außerdem von Anna-Maria Held bei edition riedenburg erschienen: "Eileiterschwanger" - wenn die Hebamme selbst zur Patientin wird.
Bücher von Anna-Maria Held
WENN ES MIT DEM WUNSCHGESCHLECHT NICHT KLAPPT
„Ich wollte ein Mädchen – habe aber einen Jungen“
Eine Hebamme erklärt, wie Eltern darüber hinwegkommen
Interview mit Anna-Maria Held ("Hebamme Backstage") in der BILD-Zeitung vom 4. Mai 2016